Freitag, 24. November 2017

Wenn der Storch plötzlich vor der Tür steht und klopft

Montag morgen. Eine Missionarin ruft mich an: sie hat ein Problem, ob sie vorbeikommen kann. Kein Ding - natürlich. Ein paar Minuten später war sie auch schon da, mit einem neugeborenen Baby auf dem Arm. "Könntet ihr euch mal bitte ein paar Tage um das Baby kümmern?" Kein Ding, wenns nur ein paar Tage sind! 
Baby Mary war noch keine 24 Stunden alt. Sie hat die Geburt überlebt - ihre Mutter nicht, sie ist verblutet. In seiner Verzweiflung brachte der Vater das neugeborene Mädchen am Morgen nach der Geburt in unsere Klinik. Die Missionarin versprach, dass wir uns erst mal um Mary kümmern würden, bis die Beerdigung vorbei wäre. 
Und nun war sie da. Wir stellten ein Bettchen auf und legten ein Mosquitonetz drüber. Milchflaschen mussten wieder gemacht werden und natürlich (zumindest für Lilli) schlaflose Nächte. So hatten wir sie für ein paar Tage, jeder durfte sie mal halten. Boaz war erst ein bischen verwirrt, dass da plötzlich noch jemand war, aber nach und nach gewöhnte auch er sich an Mary.

Am Freitag nach der Beerdigung kam der Vater vorbei. Nach längeren Gesprächen willigte er dann ein, Mary zur Adoption frei zu geben. Für uns war klar, wir konnten sie nicht behalten. Aber eine andere Familie würde sie nehmen. Vorher wollte er Mary aber noch der Familie der verstorbenen Mutter zeigen. So nahm er Mary fürs Wochenende mit. Leider hat der Vater sich nach dem Wochenende nicht mehr gemeldet und wir erreichen ihn auch nicht. Wir hoffen und beten, dass Mary doch gut in der Verwandschaft versorgt wird und überlebt oder dass er sie doch noch bringt.

Mary am Tag nach der Geburt



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